Freie Wähler Erftstadt regen Gründerzentrum an

Die Freien Wähler Erftstadt beantragen im Rat der Stadt Erftstadt die Schaffung eines Gründerzentrums:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

im Namen der Fraktion Freie Wähler beantrage ich folgende Punkte in die Tagesordnung der nächsten Sitzung der zuständigen Ausschüsse aufzunehmen:

  1. Die Verwaltung berichtet inwieweit in Erftstadt Firmen- und Existensgründer, insbesondere im Hinblick auf „Zukunftstechnologien“ gefördert werden und welche Anlaufstellen es für diese gibt.
  1. Die Verwaltung stellt Maßnahmen dar, wie diese Förderung noch verbessert werden könnte, wobei hier beispielsweise an die Schaffung eines „Gründerzentrums“ zu denken wäre.

Begründung

 Es gibt zwei Standbeine bei kleineren und mittelständischen Unternehmen in Erftstadt:

  • Alteingesessene Betriebe, auch in den ausgewiesenen Gewerbegebieten. Sie haben ihre jeweilige Nische gefunden und ein relativ niedriges Innovationspotential.
  • Neuansiedlungen z.B. im Wirtschaftspark Erftstadt. Neue Ideen werden umgesetzt oder es handelt sich um Umsiedlungen z.B. wegen notwendiger Vergrößerung.

Es fehlt jedoch eine Struktur für Neugründungen, die nicht das Kapital für einen Neubau im Wirtschaftspark aufbringen oder das finanzielle Risiko nicht eingehen können. Das betrifft besonders junge Gründer mit Ideen, die nicht von den in Erftstadt angesiedelten Betrieben angegangen werden. Es bleibt ihnen für den Anfang nur die sprichwörtliche Garage. Der Übergang von dort zu einem „richtigen“ Unternehmen mit Geschäftsräumen usw. ist in Erftstadt kaum möglich.

Hier bietet sich eine Förderung in der Art und Weise an, dass den Gründern entweder von der Stadt vergünstigt Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden oder die Gründer bei der Anmietung auf dem freien Markt unterstützt werden.

Dies könnte unter dem Oberbegriff „Gründungszentrum“ laufen.

Vorteile für Erftstadt

Ein Gründerzentrum bietet verschiedene Vorteile für Erftstadt:

  • Prestigegewinn: Erftstadt wird als Standort innovativer Firmen bekannter
  • Fördermittel: Neugründungen, gerade im Bereich IT, werden vom Land NRW, von der KfW und anderen Institutionen gefördert. Diese Gelder werden aktuell kaum in Erftstadt, sondern in den Nachbarstädten investiert
  • Einnahmen: Erfolgreiche Gründungen sorgen für Einnahmen bei der Gewerbesteuer, für das Halten und den Zuzug von Bürgern und für mehr Umsatz bei den hiesigen Firmen und Geschäften.

Vorteile für Gründer

Potenzielle Gründer müssen einen Vorteil in einem Start in Erftstadt sehen. Da viele Nachbarstädte eine etablierte Förderungsstruktur haben, bieten sich zwei Faktoren an:

  • Persönlicher Kontakt: Der Gründer hat nur wenige, im optimalem Fall nur einen Ansprechpartner für seine Fragen und Probleme.
  • Preis: Erftstadt hat einen Standortvorteil durch relativ geringe Mietkosten. Diese können an die Gründer weitergegeben werden. Um die Preise so niedrig wie möglich zu halten sind weitere Synergieeffekte zu erzeugen.

Soweit möglich sollten Interessenten aktiv angesprochen werden, z.B. bei der Anmeldung eines Gewerbes.

Erftstadts Umgebung

Erftstadt Nachbarstädte haben das Thema schon aufgegriffen. Die Unterstützung geht von reiner Beratung bis zur Komplettbetreuung.

Hürth

Die Stadt Hürth hat die Unterstützung von Neugründungen in der ST@RT HÜRTH GmbH gebündelt. Dabei wird sehr professionell vorgegangen. Neben Informationen, Seminaren und Beratung werden Kontakte zur Industrie hergestellt. Weiterhin können geförderte Gründerbüros gemietet werden. Gleichzeitig wird der KNAPSACK Industriepark beworben. Der Gründer hat also einen Ansprechpartner für wirklich alle Belange, von der Unterstützung bei Formalien über Beratung zu Fördermitteln bis zum Verlassen der Gründerphase und der Ansiedlung z.B. in einem Industriegebiet.

Das Angebot ist sowohl niederschwellig (ein Anruf genügt) als auch vollständig. Nach der Entscheidung, einen Start in Hürth zu wagen, wird der Gründer kaum auf subjektiv unüberwindbare Hindernisse stoßen.

Frechen

Frechen wirbt mit seiner Unterstützung bei der Existenzgründung. Die Informationen werden im Internet (http://www.stadt-frechen.de/wirtschaft/wirtschaft/Existenzgruendung.php) vorgestellt. Die Dienstleistungen der Stadt Frechen beinhalten u.a.

  • Infopaket für Existenzgründer
  • Persönliches Gespräch
  • Buisnessplan-Check
  • Begleitung bei Banken – und Behördengesprächen
  • Fördermittelrecherche
  • Beratersuche

Man kann direkt Kontakt mit den jeweiligen Mitarbeitern der Stadt Frechen aufnehmen. Auch weiterführende Informationen findet man direkt auf der Webseite. Ein explizites Angebot für Räume gibt es jedoch nicht.

Köln

Ähnlich wie Hürth hat die Stadt Köln das Thema in der Gründer- und Innovationszentrum GmbH zentralisiert (http://www.giz-koeln.de/). Das Angebot ist, da es sich um eine Millionenstadt handelt, noch umfangreicher. Weiterhin gibt es noch unzählige private Gründerzentren und Inkubatoren. Problematisch ist hierbei das relativ hohe Mietniveau in Köln gegenüber dem Umland.

Was benötigt der Gründer?

Für einen potentiellen Gründer ist es wichtig, die Phase von der Idee bzw. den ersten Versuchen bis zur Etablierung als Firma zu überbrücken. Dabei sind folgende Faktoren ausschlaggebend:

  • Geringe finanzielle Mittel
  • Raumbedarf
  • Gründung darf kein existenzbedrohendes Risiko darstellen
  • Unterstützung von Ämtern
  • Kontakte zu andern Gründern / Synergieeffekte
  • Kontakte zu etablierten Firmen
  • Generierung von Aufträgen / Umsatz

Optimal wäre also ein niederschwelliges Angebot, das möglichst viele dieser Themen aufgreift.

Wie kann die Stadt Erftstadt helfen?

Zum einen ist es wichtig, dass offensiv kommuniziert wird, wer in der Verwaltung für die Themen Existenzgründung, Förderung usw. zuständig ist. Diese Person muss ein offenes Ohr für die Belange von Gründern haben. Das Angebot muss auch gebündelt über das Internet erreichbar sein.

Zum anderen wird ein Platz benötigt, an dem die Gründer loslegen können, ohne dass die Kosten nicht darstellbar sind. Dafür wird kein Neubau eines Gründungszentrums benötigt. Im Gegenteil: Um die notwendigen Dienstleistungen preiswert anbieten zu können, müssen die Kosten niedrig gehalten werden. Gründer benötigen nicht viel:

  • Büroräume, die weder den neuesten Standard noch die beste Lage haben müssen
  • Sanitäre Anlagen
  • Teeküche
  • Zugang zu Besprechungsräumen
  • Schneller Internetzugang

Wenn dies zusammen mit einem überzeugenden Beratungsangebot gekoppelt wird, steht einer Gründung in Erftstadt nichts im Weg.

Die Unterstützung kann z.B. für ein Jahr gewährt werden, mit der Option einer Verlängerung um weitere sechs Monate. Danach sollte eine Neugründung gezeigt haben, ob sie sich selbst trägt.

Der Internetauftritt kann dann gebündelt z.B. unter http://www.erftstart.de erfolgen. Diese Domain wurde von der Fraktion der Freien Wähler bereits reserviert und kann der Verwaltung kostenlos übergeben werden.

Kosten und Förderung

Es entstehen Kosten für

  • Gründung einer GmbH
  • Gebäude / Räume
  • Mobiliar
  • Webseite
  • Personal
  • Ansprechpartner in der Verwaltung
  • Versicherung
  • Verwaltung
  • Infrastruktur

Die Einnahmen sind in der ersten Zeit nicht vorhersehbar. Dem entsprechend sollten die Kosten gerade im ersten Jahr auf ein Minimum reduziert werden. Sofern Dienstleistungen von städtischen Betrieben geleistet werden können sollte auf diese zurückgegriffen werden.

Welche Themen eignen sich?

Ein wichtiger Aspekt bei der Unterstützung von Neugründungen ist die Belebung der Gewerbestruktur in Erftstadt. Es sind also alle Bereiche interessant, die sich in den letzten Jahren neu herauskristallisiert haben. Daraus folgt auch, dass die unterstützten Neugründungen nicht in Konkurrenz zu den hier etablierten Firmen stehen.

Als Themen eignen sich z.B.

  • Neue Fertigungsverfahren / 3D-Druck
  • Softwareentwicklung, besonders im Mobile App-Bereich
  • IoT / Internet of Things
  • Entwicklung von Bildungsangeboten im Bereich Digitale Medien
  • Lösungen für Nahbereichsfunk (RFID / NFC)
  • Professionelle Quadcopter/Drohnen-Services

Diese Themen sind schon etabliert, wobei die Verbreitung in der Fläche jedoch gerade erst beginnt. Gerade die Verbindung dieser neuen Technologien mit existierenden Produkten kann für die schon vorhandenen Betriebe in Erftstadt einen Wettbewerbsvorteil darstellen.

Weiterhin werden keine größeren Flächen zur Produktion benötigt werden. Der finanzielle Einsatz ist gering, da nur die Computerausstattung, aber kein Maschinenpark angeschafft werden muss.

Als Beispiel, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, soll das Thema „Neue Fertigungsverfahren“ dienen. Möglich sind z.B.

  • 3D-Druck als Dienstleistung für Architekten, metallverarbeitende Betriebe usw.
  • Entwicklung und Vertrieb von 3D-Druckern für kleinere Unternehmen
  • Entwicklung von Recyclingmethoden beim Verbrauchsmaterial
  • Beratung und Schulung beim Einsatz von 3D-Druckern in Betrieben
  • Unterstützung von Bildungseinrichtungen durch den Einsatz von 3D-Druckern. Dies ist auch fachübergreifend möglich, da Informatik, Mathematik, Physik, Chemie, Sozialkunde/Politik (Impact neuer Verfahren für die Gesellschaft), Kunst (sowohl freie Kunst als auch Industriedesign) und weitere Fächer einbezogen werden können.
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